„Angabe der Person“ von Elfriede Jelinek, Inszenierung Jossi Wieler, Uraufführung, Deutsches Theater Berlin Wie wird aus vermeintlicher Steuerhinterziehung ein fesselnder Theaterabend? Das zeigt Regisseur Jossi Wieler auf eindrucksvolle Weise mit seiner Inszenierung von Elfriede Jelineks mäanderndem, sehr persönlichen Monolog „Angabe der Person“ am Deutschen Theater in Berlin. Der bayrische Fiskus hatte die Nobelpreisträgerin im Visier, weil sie nicht nur in Wien wohnte, sondern auch in München. Wie die Steuerfahndung in ihr Leben eindringt und es auseinandernimmt, ohne Rücksicht auf jegliche Privatsphäre, nimmt Jelinek zum Anlass für einen virtuosen Rundumschlag. Es geht um finanzwirtschaftliche Betrügereien, Steuerflüchtlinge und Steueroasen, aber auch um ihr Lebensthema, den Ermordeten des NS-Regimes eine literarische Stimme zu geben, sie zu Wort und zu ihrem Recht kommen zu lassen. Mit einem furchtlosen „So, bauen wir mal meine Lebenslaufbahn“ beginnt die bis ins kleinste Detail stimmige Inszenierung von Jossi Wieler. Auf der Bühne ist der Jelineksche Privatkosmos in Schieflage geraten, drei Spielerinnen, unverkennbar Doppelgängerinnen der Autorin, teilen sich den Monolog. Es sind furiose Schauspielerinnen, die Jossi Wieler da auf die Bühne geholt hat! Fritzi Haberland, Linn Reusse und Susanne Wolff machen diesen Abend zu etwas ganz Besonderem. Sie sprechen das Publikum direkt an, spöttisch, herausfordernd und klug, dann wieder mädchenhaft scheu – jede verkörpert eine andere Seite der Autorin. Die klare schnörkellose Inszenierung von Wieler gibt der Sprache Raum und ist in ihrer Unaufgeregtheit ein Ereignis! Susanna Schwarzer |
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