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Valery Tscheplanowa als Nathan in „Nathan der Weise“ von Gotthold Ephraim Lessing, Salzburger Festspiele

Die Schauspielerin Valery Tscheplanowa ist eine Unerschrockene. Drei Wochen vor der Premiere von „Nathan der Weise“ die Titelrolle übernehmen? Kein Problem! Bei den Salzburger Festspielen hat Ulrich Rasche Lessings dramatisches Gedicht auf einer großen Drehscheibe inszeniert, die ständig in Bewegung ist. Tscheplanowa agiert ungeheuer geschmeidig, spielt ganz locker aus den Knien heraus und kommt deshalb nie aus dem Tritt. Meist hat sie das leise, natürliche Lächeln eines Mannes im Gesicht, der mit sich im Reinen ist; Sie kann bei Gelegenheit aber auch ziemlich scharf werden. Und wenn Nathan von dem Pogrom erzählt, dem seine gesamte Familie zum Opfer fiel, findet Valery Tscheplanowa auch dafür einen ganz unmittelbaren Ausdruck: Sie verliert so komplett die Körperspannung, dass drei Kollegen sie stützen müssen. Es will etwas heißen, wenn diese Frau einmal die Kräfte verlassen.
Wolfgang Kralicek
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